Die Straßen von Sylt - Eine Insel am Limit

Die Verkehrsinfrastruktur der Nordseeinsel Sylt befindet sich in einem besorgniserregenden Zustand. Das Problem hat einen klaren Ursprung: Jährlich transportieren Deutsche Bahn und Fährverbindungen etwa eine Million Fahrzeuge auf die Insel. Die nicht für solche Belastungen konzipierten Straßen leiden besonders unter schweren Transportern, Baustellenfahrzeugen und luxuriösen SUVs. Vor allem in Baustellenbereichen präsentiert sich die Straßenqualität in einem für einen Premium-Urlaubsort unwürdigen Zustand.

Die Prognosen für das laufende Jahr deuten auf ein ähnlich hohes Verkehrsaufkommen hin, während gleichzeitig intensive Bautätigkeiten die Situation verschärfen. Der kommunalpolitische Beschluss, die Sanierungskosten der Gemeinde aufzubürden - trotz erheblicher Gewerbesteuereinnahmen und Landeszuschüsse für den Straßenbau - wurde durch einen überraschenden Kurswechsel in Kiel konterkariert. Die Finanzierung steht nun auf wackligen Beinen.

Die Kommunalverwaltung in Westerland sucht nach Lösungen, allerdings fehlt es an innovativen Konzepten. Obwohl im Herbst noch ein deutliches Signal gegen zusätzliche Belastungen der Insulaner gesetzt wurde, droht nun eine Kehrtwende im Finanzausschuss - mit der Konsequenz, dass die Einheimischen die Hauptlast tragen sollen.

Die Straßen von Sylt

Die diskutierten Alternativen wie Grundsteuererhöhungen oder eine Anpassung der Zweitwohnungssteuer erweisen sich als problematisch: Höhere Grundsteuern würden das ohnehin angespannte Mietpreisniveau weiter verschärfen, während selbst eine maximale Zweitwohnungssteuer kaum ins Gewicht fallen würde.

Ein naheliegender Lösungsansatz wird bislang ausgeklammert: Die Einführung einer Straßennutzungsgebühr von 5 Euro pro Fahrzeug könnte nicht nur die Finanzierungsprobleme lösen, sondern auch einen Überschuss generieren. Diese Maßnahme könnte zudem einen Anreiz schaffen, das eigene Fahrzeug häufiger auf dem Festland zu belassen - eine Strategie, die sich auf Norderney bereits bewährt hat.

Zwar liegt die Mauterhebung in Bundeshand, doch kreative Lösungen wären denkbar: Sei es durch einen Aufpreis bei der Bahnanreise oder die Einrichtung einer gebührenpflichtigen Privatstraße. Die Zurückhaltung bei der Diskussion solcher Ansätze wirft Fragen auf - scheut man die Debatte um eine Neuausrichtung des Massentourismus? Die kommenden Wochen versprechen intensive Diskussionen zu diesem Thema.