Doppelstockwaggon DB Regio
Die Sylt Pendler müssen weiterhin mit Problemem auf der Bahnstrecke rechnen

DB InfraGo will Zeitplan für Marschbahn-Ausbau noch in diesem Jahr vorlegen

 WESTERLAND. Angesichts von zahlreichen Baustellen im Zuge der Modernisierung und Elektrifizierung der Marschbahn werden sich die Pendlerinnen und Pendler zwischen Niebüll und Westerland auf Sylt weiterhin in Geduld üben müssen. Das machten Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen und DB-Regio-Chef Torsten Reh heute (19. Januar) bei einem Treffen mit Unternehmern und Vertretern der Pendler-Initiative deutlich. Laut Madsen und Reh können sich die Fahrgäste in diesem Jahr aber auch schon über mehr Qualität freuen: Neben einer verbesserten Kunden-Kommunikation sollen im Sommer die ersten von insgesamt 90 modernisierten Reisezugwagen eintreffen. Das Land investiert hierfür rund 30 Millionen Euro.

 

„Ein Großteil der Marschbahn-Probleme samt schlechter Pünktlichkeitswerte von zuletzt unter 70 Prozent sind auf die jahrzehntelange Vernachlässigung der Strecke zurückzuführen“, sagte Madsen. Deshalb sei es gut, dass seit längerer Zeit massiv saniert und ausgebaut werde, doch schränke das zunächst weiterhin den Bahnverkehr ein. Der zweigleisige Ausbau der Streckenabschnitte zwischen Niebüll und Klanxbüll auf dem Festland sowie zwischen Morsum und Tinnum auf Sylt befinde sich aktuell in der Vorplanung. Für diesen acht Kilometer langen Abschnitt sei das Land mit drei Millionen Euro bereits in Vorleistung gegangen. Die aus der DB Netz GmbH hervorgegangene neue Bahn-Infrastrukturgesellschaft DB InfraGo wolle zudem noch in diesem Jahr einen Zeitplan zur Umsetzung vorlegen. Ziel sei es, die Reisezeit für den Personenverkehr zu verkürzen, weil dann Züge an heute noch eingleisigen Stellen nicht mehr aufeinander warten müssten.

 

Die Elektrifizierung der Marschbahnstrecke wird den Zugverkehr laut Madsen an der Westküste insgesamt stabiler und durch Einsparung von jährlich 65.000 Tonnen CO2 umweltfreundlicher machen. Bis zum Sommer werde der Verkehrsverbund NAH.SH die Zuschläge für mehrere Generalplanungsbüros erteilen, die auf der Strecke in drei verschiedenen Abschnitten mit der Vorplanung beginnen sollen. Ziel sei es, Anfang der 2030er Jahre unter Oberleitung klimaneutral auf der Marschbahn unterwegs zu sein. Madsen: „Im März soll das neue elektronische Stellwerk in Westerland in Betrieb gehen und die Stabilität und Zuverlässigkeit des Bahnbetriebs auf der Marschbahn erhöhen.“

 

Die zum Jahresende 2023 gehäuften Probleme auf der Strecke mit Ausfällen und teils unzumutbaren Wartezeiten begründete DB-Regio-Chef Reh vor allem mit den umfangreichen Baumaßnahmen im Raum Hemmingstedt sowie witterungsbedingten Betriebsstörungen. „Eine nachhaltige Verbesserung der Betriebssituation wird erst durch weitere Ausbaumaßnahmen zu erreichen sein“, sagte Reh. Er erinnerte aber auch an die massiven Anstrengungen, die bereits unternommen worden seien.

 

Zwischen 2018 und 2022 seien rund 140 Millionen Euro investiert worden, um die Gleisanlagen auf der Strecke zwischen Elmshorn und Sylt zu erneuern. Hier seien 200 Kilometer Gleise und 33 Weichen erneuert und für weitere 20 Millionen Euro Bahnübergänge, Brücken sowie Leit- und Sicherungstechnik modernisiert worden. „Im letzten Jahr wurden auf der Strecke darüber hinaus über 16 Kilometer Gleise erneuert und Ende dieses Jahres steht dann die Schienen- und Bahnübergang-Erneuerung zwischen Morsum und Keitum an“, so Reh. Um die Fahrgäste künftig besser informieren zu können, werden neben den bekannten Kanälen seit kurzem auch automatische Ansagen zu Baustellen, Streiks oder Großstörungen in den Zügen genutzt. Ebenso werde die Lage der Ersatzhaltestellen in der Reiseauskunft angezeigt und seit November auch in die Reiseauskunft der NAH.SH übertragen.

 

Wie Madsen sagte, beabsichtige das Land, die DB Regio auch künftig mit dem Verkehr auf der Bahnlinie RE 6 Westerland – Hamburg-Altona und der Bahnlinie RB 62 Heide – Itzehoe zu beauftragen. Entsprechende Entscheidungen seien im Wirtschafts- und Finanzausschuss des Landtages gefallen. Nun müsse noch bis Februar abgewartet werden, ob die Vergabeentscheidung angefochten werde. Der neue Verkehrsvertrag soll von Dezember 2025 bis Dezember 2034 gelten. Nach Angaben der für die Ausschreibung zuständigen NAH.SH hatte die DB Regio das beste Angebot abgegeben.

 

Für das so genannte „Netz Dagebüll“ – mit dem vorwiegend touristischen Verkehr zwischen Niebüll und Dagebüll – will das Land auch künftig die Norddeutsche Eisenbahn Niebüll GmbH (neg) beauftragen. Hier kann der Zuschlag unmittelbar erfolgen, weil nur ein Angebot vorlag.