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Der Sand auf Sylt ist kostbar
Der Sand auf Sylt ist kostbar

Mit bis zu 1.000 € Bußgeld müssen Badegäste seit kurzem am Sylter Strand rechnen, wenn sie eine Sandburg bauen oder zu tief im Sand buddeln. Das Verbot, das mittlerweile auch Einzug in die Sylter Satzung gefunden hat, dient jedoch nicht dazu, Touristen zu ärgern. Vielmehr gibt es einen ernsten Grund.

Durch das Buddeln von Löchern am Strand wird der feste Untergrund gelockert und kann somit leichter vom Wind weggeweht werden. Sandburgen bieten dem Wind eine vergrößerte Angriffsfläche, sodass er ebenfalls leichtes Spiel hat, den Sand davonzutragen. Es handelt sich also bei dem Verbot um eine wichtige Maßnahme für den Küstenschutz.

Touristen, für die das Bauen von Burgen und Türmchen bislang eine beliebteste Beschäftigung war, müssen sich nun anderen Aktivitäten am Strand zuwenden. Neben Ballspielen oder Lesen können bei Langeweile zum Beispiel über das Handy die Walzen von Online Spielautomaten mit Online Casino Bonus gedreht werden, was mit etwas Glück sehr einträglich sein kann.

 

Orkane und Brandung sind die größte Gefahr

Jedes Jahr gehen Sylt Millionen Kubikmeter Sand verloren. An einigen Strandbereichen, unter anderem am Zentralstrand in Westerland, wurden bereits Warnschilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass wegen Sandmangel kein überwachter Badebetrieb mehr möglich ist. In einer Simulation des Sylter Geologen Ekkehard Klatt wird deutlich, dass Sylt in ferner Zukunft sogar ganz von der Landkarte verschwinden könnte. Klatt erklärte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk: „Man hätte, wenn man jetzt nur 1000 Jahre zurückdenkt, einen Fußmarsch von etwa ein bis zwei Kilometer vor sich gehabt von der heutigen Wasserkante aus.“ Die Insel war also ursprünglich einmal viel größer gewesen.

 

Der Grund für das allmähliche Verschwinden von Strandbereichen und Teilen der Insel sei jedoch bislang nicht der ansteigende Meeresspiegel. Auch die normalen Windverwehungen am Sandstrand und an den Dünen sind nicht das hauptursächliche Problem. Vielmehr führen Extremereignisse wie schwere Orkane oder Sturmfluten dazu, dass im Laufe der Zeit extrem viel Sand und ganze Landmassen in der Nordsee verschwinden. Am Zentralstrandbereich von Westerland ist der aktuelle Sandmangel auf die im letzten Winter häufigen und anhaltenden Stürme zurückzuführen, die für eine besonders starke Brandung sorgten.

 

Die Verantwortlichkeit von Stürmen und Orkanen mit entsprechend aufgewühlter See für das Abtragen von Millionen Kubikmeter Sand jährlich bestätigt auch der renommierte Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Latif betont jedoch, dass es bislang keine verlässliche Prognose für die Häufigkeit solcher extremen Wetterereignisse in der Zukunft gibt. So habe es in der Vergangenheit immer wieder Schwankungen gegeben. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hat für die letzten 30 Jahre sogar einen leichten Rückgang bei der Zahl und Intensität von Sturmfluten festgestellt.

 

Sandaufspülungen können den Abtragungsprozess etwas verlangsamen

Bereits seit Jahrzehnten stemmen sich Küstenschützer aktiv gegen den Sandverlust durch das ständige Anbranden von Meereswasser, indem sie planmäßig Sandaufspülungen vornehmen. Bislang wurden mit den Spülschiffen rund 43 Millionen Kubikmeter Sand aufgespült. die Spülschiffe pumpen dabei ein Sand-Wasser-Gemisch aus einem Entnahmegebiet, etwa acht Kilometer vor der Küste. Anschließend wird das Gemisch wie beispielsweise aktuell am Lister Strand an der Nordspitze von Sylt aufgetragen. Außerdem wird das Sand-Wasser-Gemisch an strategisch geeigneten Stellen Wattenmeer verteilt, um zu erreichen, dass die Intensität der Brandung abnimmt und sich das Wattenmeer an einigen Stellen allmählich ausdehnen kann.

 

Insgesamt gibt es vor Sylt 10 Vorspülbecken. Durch die Aufspülungen und das zähe Ringen um jeden Quadratmeter Küste konnte in den letzten zehn Jahren auch verhindert werden, dass es zu Beschädigungen an Häusern kam. Es ist jetzt 31 Jahre her, als das letzte Haus im Meer verschwand. Insgesamt können die Küstenschutzmaßnahmen jedoch nur den Sandschwund bei normalem Nordseewetter verlangsamen. Gegen die Gewalt des Meeres und Windes bei Orkanen sind dagegen die Küstenschützer weitgehend machtlos.

 

Ergänzender biodynamischer Küstenschutz

Die Sandaufspülungen an den Stränden und vor der Küste von Sylt sind jedoch nicht die einzigen Küstenschutzmaßnahmen. Jedes Jahr werden an den Dünen Millionen Triebe von Strandhafer eingesetzt, die unter sich Sand binden und einen Teil des bei Wind aufgewehten Sandes bremsen können. Auch Sandfangzäune werden vor den Dünen aufgestellt. Dabei werden Reisigbündel in den Sand gesteckt und daraus Zäune gebildet. Bei normalen Windlagen sorgen die Zäune dafür, dass Sand an ihnen hängen bleibt. Die Pflanzungen von Strandhafer und das Aufstellen der Sandfangzäune werden zu den Maßnahmen des biodynamischen Küstenschutzes gezählt.

 

Keine neue Bebauung mehr an der Westküste

Der ursprüngliche Hauptsiedlungsraum auf Sylt lang über Jahrhunderte fast ausschließlich an der Ostküste. Aus gutem Grund: Die Ostküste ist weitgehend von der zerstörerischen Kraft des Meeres und von Orkanen geschützt, da sie hinter teilweise hohen Dünenlandschaften liegt. Mit dem Aufkommen des Tourismus im 19. Jahrhundert begann dann die verstärkte Besiedlung im Westen, vor allem im Bereich Westerland, Kampen und Wenningstedt. Im letzten Jahrhundert kamen auch immer mehr private Ferienhäuser oder Hotelkomplexe dazu. Mittlerweile wird jedoch kein Neubau mehr an der Westküste genehmigt.

Laut Robert Habeck braucht sich auch in Zukunft niemand Illusionen machen, ein Haus am Strand mit Meerblick bauen zu können. Der heutige Wirtschaftsminister stellte zu seiner Zeit als Ministerpräsident in Schleswig-Holstein auch klar, dass die Behörden nur für den Küstenschutz und nicht für den Objektschutz bei privaten Gebäuden zuständig sind. Ausnahmen vom Bauverbot gibt es nur für den einen oder anderen neuen Strandversorgungsbau, der zudem auf Stelzen errichtet werden muss. Die Besitzer und Betreiber von Gastronomie müssen jedoch das Risiko, dass der Bau bei einem Orkan vom Meer weggespült wird, selbst tragen.