Mackenthun

 

 

In der Fußgängerzone von von Westerland geht es hoch her, in diesen Tagen. Ferienzeit. Aber es weht auch ein Hauch von Vergänglichkeit. Die salzige Meeresluft mischt sich mit dem süßlichen Duft von Tabak, der bald nur noch eine Erinnerung sein wird.

John Patrick Mackenthun steht hinter dem abgenutzten Holztresen seines kleinen Ladens und blickt auf die Regale um ihn herum. Vier Generationen blicken zurück, stumme Zeugen einer Zeit, die langsam verblasst wie der Rauch einer ausgehenden Zigarre.

Der alte Tabakladen, ein kleines Geschäft in der Friedrichstraße, gegenüber von McDonalds, wird bald seine Türen für immer schließen. Die Regale, vollgestopft mit Pfeifen, Zigarren und allerlei Kuriositäten, werden leer sein. Das leise Klingeln der Türglocke wird verstummen.

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Mackenthun auf Sylt - der Lauf der Dinge

In den Augen von John-Patrick Mackenthun spiegelt sich die Wehmut über das Ende einer Ära.  Einer Ära, die 1920 begann. Damals gründete John Mackenthun ein Tabakgeschäft, dass er vormals nur saisonal betrieben hatte. Dieses Geschäft blieb 104 Jahre in Familienhand. Von Ulrich Mackenthun bis 2006 geleitet und dann von  Sohn John-Patrick übernommen.

Die Kunden, viele von ihnen treue Begleiter über Jahrzehnte, kommen noch einmal vorbei. Sie nehmen Abschied von mehr als nur einem Laden. Sie verabschieden sich von einem Stück Inselgeschichte, von Gesprächen über Gott und die Welt, von dem vertrauten Geruch nach Tabak und Meer.

Mackenthun auf Sylt - Veränderungen in der Friedrichstraße

Draußen laufen die Menschenmassen unbeeindruckt weiter. Sie haben schon viele Veränderungen gesehen. Der kleine Tabakladen wird nur eine weitere Geschichte sein, die bald verblasst wie Fußspuren im Sand. Die Friedrichstraße, einst das pulsierende Herz der Insel, wandelt sich unaufhaltsam. Wo früher charaktervolle Familiengeschäfte das Stadtbild prägten, reihen sich nun zunehmend austauschbare Ketten aneinander. Die Individualität, die Sylt so besonders machte, schwindet wie die letzten Sonnenstrahlen eines Sommertages. Für manche ist die Straße zu einer gesichtslosen Einkaufsmeile verkommen, während andere sie als letzte Bastion gegen die Gleichförmigkeit verteidigten. Doch mit jedem geschlossenen Laden, mit jedem neuen Souveniershop oder Handygeschäft, verliert die Insel ein Stück ihrer Seele.

Mackenthun auf Sylt - Die Lethargie der Monotonie

Die Friedrichstraße wird zum Spiegelbild der Fußgängerzonen in den Großstädten. Die Einzigartigkeit, die Urlauber und Einheimische gleichermaßen schätzten, weicht einer vorhersehbaren Monotonie. Es ist, als würde die Insel selbst ein wenig von ihrem Charme verlieren, mit jedem Familienbetrieb, der seine Türen für immer schließt. In dieser sich wandelnden Landschaft wird der kleine Tabakladen bald nur noch eine verblassende Erinnerung sein. Ein weiteres Kapitel in der Geschichte einer Insel, die sich zwischen Tradition und Moderne, zwischen Bewahrung und Veränderung wiederfindet. Und während die Massen weiterziehen, bleibt die Frage: Was wird von Sylts einzigartigem Charakter übrig bleiben, wenn der letzte individuelle Laden seine Pforten schließt?

Wenn John Patrick am 18. Oktober zum letzten Mal die Tür abschließt, wird ein Kapitel Sylter Geschichte zu Ende gehen. Doch in den Erinnerungen der Inselbewohner und Gäste wird der Duft von Tabak und die Wärme dieses besonderen Ortes noch lange weiterleben.