In unserer Serie „Sylter Firmengeschichten“ widmen wir uns heute dem traditionsreichen Strandhotel in Wenningstedt. Im Jahr 1926 kostete eine Übernachtung in der damaligen Villa Wüstefeld acht Mark – ein Betrag, der etwa dem Doppelten eines durchschnittlichen Tageslohns entsprach. Gäste wurden damals noch vom Hausdiener am Bahnhof abgeholt, und moderne Annehmlichkeiten wie elektrisches Licht und eine funktionierende Kanalisation galten als besondere Highlights.
Sylter Traditionsbetrieb - Seit 1900
Die Wurzeln des Hotels reichen bis ins Jahr 1900 zurück, als der westliche Teil des Gebäudes unter dem Namen Villa Wüstefeld errichtet wurde und die ersten Gäste beherbergte. 1907 folgte das benachbarte Gebäude „Villa Mannstedt“, und bis 1909 entstand das größere Haupthaus östlich des Frühstücksraums. Die beiden Villen wurden durch einen zentralen Frühstücksraum miteinander verbunden, was dem Ensemble seine charakteristische Form verlieh. Der Name *Villa Wüstefeld* blieb über viele Jahre erhalten und geht auf den damaligen Besitzer Thomas Wüstefeld zurück. In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg zog das Haus prominente Persönlichkeiten an, darunter Rosa Luxemburg, Thomas Mann und Wassily Kandinsky.
Sylter Traditionsbetrieb - Neue Besitzer
Ein bedeutender Wendepunkt in der Geschichte des Hauses kam im Jahr 2001, als Marc Welsch das Hotel im Alter von nur 25 Jahren übernahm. Für ihn war es die Erfüllung eines Lebenstraums, den er gemeinsam mit seinen Eltern verwirklichte.
Heinz-Dieter Welsch, Marcs Vater und Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik, sorgt seither als technischer Leiter – oder besser gesagt als „Hausmeister“ – für den reibungslosen Betrieb des Hotels. Nach vielen Jahren im Ausland zog er mit seiner Frau Norgaard auf die Insel und unterstützt das Familienunternehmen tatkräftig.
Zwischen 2001 und 2006 wurde das Hotel umfassend modernisiert: Die Zimmer wurden vollständig renoviert, die Dächer erneuert, die Fassaden isoliert und der Garten neu gestaltet. Diese Arbeiten verliehen dem Hotel nicht nur ein modernes Erscheinungsbild, sondern auch eine zeitgemäße Ausstattung.
Das Strandhotel zeichnet sich durch seine familiäre Atmosphäre aus. Marc Welsch führt das Hotel gemeinsam mit seiner Frau Alexa, während Tochter Charlotte bereits darauf vorbereitet wird, die Familientradition fortzusetzen. Doch es ist nicht nur die Präsenz der Familie, die den besonderen Charme des Hauses ausmacht – auch die liebevolle Gestaltung der Räume und Gemeinschaftsbereiche wie der Bibliothek oder der Lobby vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit und persönlicher Nähe.
Ein besonderes Highlight für viele Gäste ist das großzügige Frühstücksbuffet, das keine Wünsche offenlässt. Seit 2021 sorgt außerdem ein tierischer Gastgeber für Begeisterung: Karl-Otto, der Hund der Familie, begrüßt jeden Gast – ob Mensch oder Tier – mit wedelndem Schwanz. Er ist längst zu einem festen Bestandteil des Hotels geworden und wird von vielen Gästen während ihres Aufenthalts gestreichelt und fotografiert.
Auch Norgaard Welsch trägt bis heute maßgeblich zum Erfolg des Hotels bei: Mit ihren 81 Jahren organisiert sie weiterhin das Frühstück mit beeindruckender Energie und Herzlichkeit. Ihre Vitalität ist ansteckend – sie wirkt wie ein lebendiges Beispiel dafür, dass Arbeit in der Hotellerie jung hält.
Das Strandhotel Sylt verbindet Tradition mit moderner Gastfreundschaft und einer herzlichen Familienkultur. Diese einzigartige Mischung macht es zu einem Ort voller Charme und Persönlichkeit. Marc Welsch bringt die Philosophie des Hauses auf den Punkt: „Die Menschen kommen nach Sylt, um hier die schönste Zeit des Jahres zu verbringen. Unsere Aufgabe ist es, diese Zeit unvergesslich zu machen.“
Zwar gibt es heute keinen Hausdiener mehr, doch moderne Standards wie WLAN gehören selbstverständlich dazu. Und auch die Preise sind moderat: In der Nebensaison kann man bereits ab 85 Euro pro Nacht ein Einzelzimmer buchen.