Keitum SyltOktober 2010.

In Westerland auf Sylt findet gerade ein gemütliches Kaffeklönen statt. Die Teilnehmer sind drei fröhliche Frauen im Alter von  55 bis 72. Drei Grosskusinen haben sich gefunden, und es gibt viel zu erzählen, aber es war ein langer Weg, bis dieses Treffen stattfinden konnte…

Die Jüngste im Bunde bin ich – Birthe. Was meine Mutter nicht mehr schaffte – ich habe es für uns beide noch erreicht: Unsere Familie auf Sylt zu finden!

 

Wie kam es dazu?

Anderthalb Jahre zuvor sass ich zu Hause in Slagelse-DK zusammen mit meinem ältesten Sohn Sören und guckte wieder mal alte Familienfotos an, die ich von meiner Mutter geerbt hatte. Wunderschön... Das Foto von dem alten Krug “Zur alten Dorfschmiede” ; und total romantisch – das Hochzeitsfoto von einem glücklichen Paar in der Kirche, wo hinten auf dem Foto der Name eines Fotografen aus Westerland stand. Dazu noch eine Postkarte aus Westerland, wo eine Erna an meine Oma Ida geschrieben hatte und sie zu einem Besuch eingeladen hatte. Meine Mutter lebte nicht mehr, und meine Oma natürlich auch nicht; würde ich das Rätsel jemals lösen können? Und warum zog mich immer wieder etwas auf diese Insel? Wir hatten schon jetzt geplant, dass wir im Sommer zum zweiten mal dorthin fahren würden.

 

Ich hatte mal etwas von einem Krug im Besitz der Familie gehört, aber als mein Mann – Jens - und ich im Jahr vorher im Badeurlaub auf Sylt waren, hatten wir keinen Gasthof mit diesem Namen gefunden. Aufgeben? Nein! Ich nahm die Fotos, scannte sie ein und schickte sie an eine Facebookfreundin auf Sylt. Sie machte Researchen und fand heraus, dass es diesen Krug nicht mehr gab, das er im Besitz von einer Erna gewesen wäre, dass es diese Erna nicht mehr gäbe, aber eine andere Erna, die sie flüchtig kannte, vielleicht die Tochter??

 

Wieder verging ein halbes Jahr, und Jens und ich machten ein Inselhopping nach Amrum und natürlich auch nach Sylt. Wieder hatten wir versucht  den alten Krug ausfindig zu machen, aber ohne Erfolg. Ich hatte fast alles aufgegeben. Auch meine Facebookfreundin hatte ich nicht getroffen, weil wir uns an einander ”vorbeikommuniziert” hatten. Am vorletzten Tag dieses Urlaubs, bevor wir die Fahrräder starteten, blätterte Jens im Telefonbuch über Sylt und fand ”Zur alten Dorfschmiede” in Westerland. Ein Antiquitätengeschäft!  Nichts wie hin. Ich war sehr aufgeregt und etwas verwirrt.

 

Toll! Dort lag das alte Haus im Sonnenschein und wirkte fast noch schöner wie auf dem alten schwarz-weiss Foto, das ich zu Hause hatte. Ich spazierte um das Haus herum, Jens machte Fotos. Das Antiquitätengeschäft hatte noch zu, aber plötzlich kam eine freundliche Frau heraus, als wir gerade besprachen, wie wir das jetzt machen würden. “Kan jeg hjaelpe dem?” fragte sie auf Dänisch. Wir wurden noch verwirrter. Es zeigte sich, dass das Haus schon seit  den 60ern im Besitz eines dänischen Antiquitäthändlers war, und seit noch mehr Jahren gab es dort keine Gastwirtschaft mehr. Die Inhaberin war sehr hilfreich und freundlich.  Sie erzählte uns über den stattlichen Krug, den es mal gab. Sie kannte die Tochter von der ehemaligen Inhaberin des Kruges und wollte den Kontakt gerne vermitteln…

Sehr, sehr glücklich fuhr ich zusammen mit Jens wieder nach Dänemark. Wir hatten es fast geschafft! Im Laufe der nächsten paar Wochen ”flogen” etliche Briefe hin und her zwischen Slagelse und Sylt. Es gab auch Telefongespräche. Ja, und dann war es soweit : Das erste Treffen sollte stattfinden im Oktober 2010.

 

Ich fuhr mit Jens und mit unserem ältesten Sohn Sören für ein paar Tage nach Westerland. Etwas Herzflattern hatte ich schon. Ja, und jetzt sitze ich hier zusammen mit zwei Grosskusinen meiner Mutter, und wir sind uns auf Anhieb sympatisch. Ich bin angetan von diesen beiden vitalen Frauen, die mich an meine Oma erinnern. Meine beiden Männer haben wir nach ein paar Tassen Kaffee und viel! Kuchen ins Hotel geschickt. Jetzt geht es ans Bildergucken und erzählen.

”Wie hat das alles angefangen, wie kam euer Opa, der Onkel meiner Mutti eigentlich nach Sylt?”

”Ja, mit dem Onkel Heine war das so. Er war als junger Mann als Arbeiter mit dabei, als der Hindenburgdamm gebaut wurde. Er verliebte sich in ein Mädchen von der Insel, und dann…………

Mai 2011

Es gab an diesem Nachmittag viel zu erzählen. Über harte Jahre während des Krieges, über Kriegswitwen, über die Grosskusinen, die früh ihren Vater verloren und über die schönen Zeiten, wie zum Beispiel jetzt, wo wir uns gefunden haben, und über die gemeisamen Interessen, die wir drei Frauen haben. Zum Beispiel die Liebe zur Sylter Brandung und zum Meer.

Ja, und mitte Juli ist es dann wieder soweit: Wir werden uns wiedersehen. Jens und ich machen wieder einen Inselhop – diesmal Norderney und Sylt.  Ich freue mich jetzt schon auf meine ”Kusinen” – so nenne ich sie – aber am meisten auf meine Lieblingsinsel: Sylt mit seiner Brandung, mit seinen Cafees, mit den Sonnenuntergängen, den Fahrradwegen, mit den Fischbrötchen, mit……

Ich denke, ich bin mit Sylt unter der Haut geboren?

 

Sylt-Geschichte und Foto von Birthe Ida Fransen

Wir haben Sie ja aufgerufen uns Ihre Sylt-Geschichte bis zum 16.Mai 2011 zu schicken und so an der Verlosung von 12 Sansibar Gutscheinen je 30,40 Euro teilzunehmen. Weitere Infos hier:http://www.sylt-tv.com/sylt-geschichte-sansibar-gutschein-65729.html


r