Rotes Kliff Kampen SyltFeuerrot? Blutrot? Kaminrot? Ziegelrot? Rostrot? Ich überlegte, welchen Rotton das rote Kliff nun genau hat. Aber gibt es überhaupt eine treffende Bezeichnung dafür? Das rote Kliff ist rot. Nicht mehr und nicht weniger. Wunderschön rot. Unbeschreiblich rot. Mein Blick löste sich langsam wieder und wanderte weiter über den Strand. Vereinzelt gingen Leute spazieren und schienen diesen fast magischen Moment genauso zu genießen wie ich. Pärchen. Hund und Herrchen. Ein Jogger kämpfte sich tapfer durch den Sand. Mein Blick ging hinaus auf das Meer. Ganz ruhiges Wasser, nur ganz leicht brachen die Wellen am Strand. Konnte es einen friedlicheren Ort auf Erden geben? Gedankenverloren bohrte ich meine Zehen in den Sand. Wie ein Kurzfilm lief dieser Tag auf Sylt vor meinem inneren Auge ab.

Die Sonne strahlte schon früh an diesem Ostersonntag vom blauen Himmel. Lediglich der Wind war noch ein wenig frisch. Ein herzliches „Moin“ ließ mich wenig später von der Speisekarte in der ‚Kupferkanne‘ aufschauen. Ich mag diesen norddeutschen Slang, diesen besonderen Klang in der Stimme. Ich mag aber auch diesen Ort. Eine heiße Tasse Tee. Dazu der Ausblick auf das Watt. Trotz der vielen Besucher strahlt dieser Garten doch eine gewisse Ruhe aus. Genau die Ruhe, die ich in meinem Urlaub suche. Die Sonne richtig genießen konnte ich später im Strandkorb. Typisch Sylt. Typisch entspannt. Ein gutes Buch in der Hand und der Duft von Sonnenmilch in der Luft. Der frische Wind weht mir um die Nase. Eigentlich möchte ich mich gar nicht von diesem Platz lösen, würde am liebsten die Zeit anhalten. Aber eine leichte Gänsehaut treibt mich weiter nach Westerland. Fast laut, auf jeden Fall hektisch geht es auf der Friedrichstraße zu. Ich erkenne die vielen Tagestouristen, die Richtung Bahnhof eilen, um den Zug nach Hamburg zu erreichen. Ich schlender lieber die Straße entlang, schaue in einige Geschäfte und Schaufenster. Mit einer freundlichen Verkäuferin komme ich ins Gespräch. Sie empfiehlt mir noch einige Restaurants, die ich unbedingt mal besuchen muss. Gedanklich schreibe ich alles auf meinen Merkzettel. Mein Weg führt mich aber weiter – mein Magen verlangt nach einem Fischbrötchen. Ich lasse mich auf einem der vielen Barhocker nieder und will gerade in mein sorgfältig ausgewähltes Brötchen beißen, da kommt noch einer der Kellner, um den Tisch vor mir abzuputzen. Sehr nett, denk ich noch so – bis er nur rau „Darf ich mal?“ sagt und mir die Krümel meines Vorgängers auf diesem Hocker auf meinen Schoß wischt. Ok, und ich dachte, nur das Wetter könnte hier rau sein. Aber durch so was lasse ich mir doch meinen Urlaubstag nicht verderben! Mein letzter Ausflug führte mich also zum roten Kliff – mit einem kleinen Spaziergang über den Strönwai in Kampen. Oder sollte ich lieber Whiskeymeile sagen? Sehen und gesehen werden. Zählt hier etwas anderes? Eine gewisse Arroganz schwappte über die kleinen Wälle herüber, die die Terrassen vom Gehsteig trennen. Ach ja, auch das gehört hier dazu…

Langsam stand ich auf, saugte noch einmal das Bild der untergehenden Sonne in mich auf. Der kalte Wind blies mir direkt in den Nacken und weht mir einige Haarsträhnen ins Gesicht. Es wurde Zeit, dass ich meinen Heimweg durch die Dünen antrete. Vielen Dank Sylt, dass ich diesen Tag erleben durfte – dich und deine vielen Facetten. Die Herzlichkeit, die Ruhe, die Entspannung, die Freundlichkeit. Aber auch die Hektik, die Rauheit und die Arroganz. Ich freute mich auf den neuen Tag und darauf, viele neue Facetten zu entdecken und bekannte neu zu erleben.

Sylt-Geschichte und Foto von Yvonne Wilken

 

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