Gestern kamen Vertreter der Sylter Jugendheime, der DB Regio, der Sylter Verkehrsgesellschaft, der Sylter Unternehmer und der Sylt Marketing zusammen

„Ja, wir haben ein Kapazitätsproblem mit den Schülern“, gestand Christoph Ströh, Verkehrsvertragsmanager bei DB Regio, gleich zu Beginn dieses „längst überfälligen“ Treffens am vergangenen Mittwoch, 25. September, ein. Denn auch, wenn der von dem Verein Sylter Unternehmer (SU) und der Sylt Marketing Gesellschaft (SMG) einberufene Termin schon viele Wochen fest stand, war das Thema aufgrund der Ereignisse der letzten Tage aktueller denn je: Erst vier Tage zuvor, am Freitag, 20. September, kam es zu chaotischen Zuständen am Westerländer Bahnhof. Der Andrang der abreisenden Schülergruppen war an diesem Tag so groß, dass die Bundespolizei regulierend eingreifen musste und 300 Reisende daran hinderte, in die Züge einzusteigen.

 

Wenn Schulklassen reisen, sind die Bahnsteige leider oft überfüllt
Wenn Schulklassen reisen, sind die Bahnsteige leider oft überfüllt

Nun also saßen am Mittwoch die insgesamt 22 Vertreter aus den Sylter Jugendheimen, von DB Regio, der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG), SMG und SU an einem großen runden Tisch in der Alten Post in Westerland zusammen. Sie wollten Lösungen finden, Schülern und Lehrern eine in Zukunft problemlose An- und Abreise auf die Insel zu ermöglichen. Denn Schülergruppen sind seit Jahrzehnten eine „wesentliche Säule im Sylter Tourismus“, wie SMG-Geschäftsführer Moritz Luft betonte. Und solch chaotische Zustände würden zu großem Frust unter den Reisenden führen und im schlimmsten Fall dazu, dass die Schulen sich in Zukunft gegen eine Klassenfahrt nach Sylt entscheiden. Einige der anwesenden Heimleiter hätten bereits Absagen aufgrund des Bahn-Chaos verzeichnen müssen – ihre Unzufriedenheit über die Situation war bei der Diskussion in der Alten Post dementsprechend groß.

 

„Wir wissen meist nicht, wie viele Schüler überhaupt reisen, weil sich nur ein Teil der Gruppen anmeldet. Das ist unser größtes Problem“, erklärte Christoph Ströh von DB Regio. Bisher sei das Prozedere – jedenfalls im besten Falle – so, dass der Lehrer einer Schulklasse im Reisezentrum einen Gruppenfahrschein besorgt. „Damit ist dann die Bahn informiert, wie viele Schüler an einem bestimmten Tag mit einem Gruppenticket nach oder von Westerland reisen werden“, so Ströh. Aus Kapazitätsgründen müsste die Bahn zu Stoßzeiten allerdings vielen Schulen Absagen für ihre Reise mit der Deutschen Bahn erteilen. „Da die Schüler aber aufgrund der festen Klassenfahrtszeiten und des gebuchten Schullandheimes trotzdem auf die Insel müssen, kaufen die Lehrer anstatt eines Gruppentickets dann eben andere Tickets, wie Kleingruppenkarten. Und hier wissen wir dann nicht, wie viele schlussendlich mit einem Zug reisen werden.“

 

Um die Anzahl der Schüler dennoch besser einschätzen zu können, schicke die SVG der Bahn zwei Mal in der Woche Informationen, wie viele Gruppen als Fahrgäste in den Bussen angemeldet sind. „Die Schüler müssen auf der Insel den Bus nehmen, deshalb sind die Zahlen der SVG zuverlässiger als unsere“, so Christoph Ströh. Und die Zahlen der SVG und die der Bahn differenzieren teilweise erheblich: Am vergangenen Freitag waren nach Angaben der Sylter Verkehrsgesellschaft rund 2000 Schüler auf dem Weg von Sylt nach Hamburg, „nur 1000 davon waren aber bei der Bahn als Gruppen angemeldet“, berichtete Ströh. Die vielen Urlauber, Pendler und Sylter, die am Freitag mit der Bahn aufs Festland wollten, kommen zu den vielen Schülern natürlich noch hinzu.

 

Damit das in Zukunft besser wird und damit, wie am vergangenen Freitag, nicht 870 Schüler in einen Zug mit 500 Sitzplätzen wollen, konnten sich die Anwesenden nach einer intensiven und produktiven Diskussion auf neue Maßnahmen verständigen. Unter anderem soll es zeitnah eine Empfehlungs-Broschüre für die Lehrer mit wichtigen Anreise-Informationen und der besonderen Empfehlung für den Kauf von Gruppentickets geben. Außerdem wollen die Sylter Heime der SVG so früh wie möglich die Zahlen der anreisenden Schüler mitteilen, die diese dann an die DB Regio weiterleitet. So weiß die Bahn, wann besondere Stoßzeiten sind und wann es Sinn macht, längere Züge einzusetzen. DB Regio möchte ihrerseits bei der Buchung von Gruppentickets zudem vermehrt darauf achten, die Klassen bestmöglich auf die verfügbaren Züge zu verteilen. 

 

„Dies war sicherlich nur der Anfang“, schloss SU-Geschäftsführer Ronald Glauth die Runde und alle Beteiligten stimmten zuversichtlich einem weiteren Treffen im März 2020 zu, um die ersten Ergebnisse der Maßnahmen zu besprechen.