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Markus Mager vor dem seinerzeit noch im Bau befindlichen Clubhaus. Archivbild
Markus Mager vor dem seinerzeit noch im Bau befindlichen Clubhaus. Archivbild

Zum elften Mal findet am kommenden Sonntag, 24. März, der SCS BEACH CLEAN UP SYLT statt


Der Surf Club Sylt e.V. hat sich auch in diesem Jahr gemeinsam mit der Naturschutzgemeinschaft e.V. und der Surfrider Foundation vorgenommen die gesamte Sylter Westküste so gut wie möglich von Müll zu befreien. Insgesamt wird es von Nord nach Süd neun Treffpunkte geben, von denen aus Freiwillige gemeinsam ab 11 Uhr starten. Gesammelt wird alles, was nicht an den Strand gehört: Plastikflaschen, Luftballons, Gummireifen, Ölkanister, Fischernetze und vieles mehr. Unterstützt wird die Strandsäuberung logistisch von den Gemeinden und Tourismus-Services der Insel Sylt. Welchen Herausforderungen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jedes Jahr aufs Neue stellen, was bei der Säuberungsaktion alles so gefunden wird und welche Bilanz der ehrenamtliche Verein rückblickend zieht, beantwortet der erste Vorsitzende Markus Mager im Gespräch.

 

 

Herr Mager, im vergangenen Jahr hat der Surf Club Sylt e.V. sein zehnjähriges Bestehen gefeiert und zum zehnten Mal in Folge einen inselweiten Beach Clean Up (BCU) organisiert. Wie lautet die Bilanz der letzten Dekade bezüglich des gesammelten Müllaufkommens?

 

Mit dem BCU haben wir eine wichtige Sylter Aktion, die mittlerweile in den meisten Köpfen verankert ist, ins Leben gerufen. Sylter und Gäste ziehen hierbei an einem Strang, was uns sehr freut. Unser Ziel war es immer, dass so ein Beach Clean Up zur Normalität werden würde, das haben wir hoffentlich erreicht. So ist unser BCU ist mittlerweile fester Bestandteil der insularen Veranstaltungskalender und neben anderen Events ein besonderes, ehrenamtliches Highlight geworden. Mengentechnisch ist es so, dass wir in den zehn Jahren verschiedenste Arten von Müll aus zahlreichen Ländern gefunden und gesammelt haben. Man ist doch immer wieder geschockt, welche exotischen Plastikgefäße es bis in die Sylter Dünen schaffen. Wirklich wundern tut man sich aber nicht mehr, die Nordsee ist stark frequentiert, da landet schnell was über Bord. Insgesamt konnten wir bislang mehr als 1000 Säcke Müll sammeln. An eigentlich nur 10 Tagen, in jeweils vier Stunden.
Allein daran lässt sich das gefährliche Ausmaß erahnen.

 

Die für Tiere sehr gefährlichen Dolly Ropes
Die für Tiere sehr gefährlichen Dolly Ropes


Können Sie anhand des Beach Clean Ups erkennen, dass es weniger Müll geworden ist?

 

Nein, leider nicht. Betrachten wir unsere gesammelten Mengen, ist es nicht weniger Müll geworden. Vom Gefühl her gleichbleibend, denn auch die Zahl unserer Helferinnen und Helfer bleibt im Schnitt gleich. Doch natürlich ist unser Müllaufkommen am Strand wind- und strömungsabhängig. Je häufiger und stärker es aus Westen pustet, desto mehr landet bei uns am Strand. Große Teile sind schnell zu erkennen und wegzuräumen, eine richtige Herausforderung sind jedoch die Kleinteile.
Mikroplastik befindet sich überall, ist mitunter kaum zu sehen und dementsprechend schwer zu sammeln. Die Folgen für unsere Natur, die Tiere und schließlich uns Menschen sind verheerend.

 


Was hat den Surf Club Sylt e.V. dazu veranlasst vor zehn Jahren den ersten inselweiten BCU zu veranstalten?

 

Eben jene Erkenntnis und der tägliche Wellencheck am Strand, bei dem man kontinuierlich mehr Müll vernehmen konnte, haben Surf Club Sylt Gründungsmitglied Angelo Schmitt dazu bewegt den ersten großen Beach Clean Up zu organisieren.
Die Rettungsschwimmer, Mitarbeiter der Tourismus-Services und vereinzelte Umweltschützer haben schon davor versucht die Strände sauber zu halten. Mit den inselweiten BCUs wollten wir dem Thema allerdings noch mehr Aufmerksamkeit geben, mehr wegschaffen und verdeutlichen, wie kurz vor knapp es eigentlich ist.
Vielen scheint das Ausmaß des Problems noch gar nicht bewusst zu sein. Wir möchten das Sprachrohr unseres Vereines aktiv für den Umweltschutz nutzen und etwas verändern. Insbesondere für unsere heranwachsenden und nächsten Generationen.

 

 

Welche Bedeutsamkeit hat der SCS Beach Clean Up für die Insel Sylt?

 

Sylt hat das ganze Jahr über auf kleinstem Raum sehr viel zu bieten: Kunst und Kultur, Kulinarik, Partys und Events. Doch unsere Natur ist und bleibt das kostbarste. Wir alle lieben und schätzen die Insel scheinbar so sehr, gerade deswegen sollten wir sie auch entsprechend behandeln. Insulaner sowie Gäste gleichermaßen. Wir
würden uns wünschen, dass Sylt in der norddeutschen Tourismusbranche in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine Vorreiterrolle einnimmt. Doch das gelingt uns nur, wenn wir an einem Strang ziehen, die Strände und Natur sauber halten und uns gegenseitig dafür sensibilisieren, ohne mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Der BCU fungiert hierfür als wichtiger Eckpfeiler und Wegweiser.

 


Was hat der BCU bislang bewirkt?

 

Von Beginn an lag es uns am Herzen die Politik und Medien auf das Müllproblem aufmerksam zu machen und auf allen Ebenen für mehr Bewusstsein zu sorgen. Wenn man überlegt, dass vor zehn Jahren kaum jemand darüber geschrieben hat, ist doch ein Wandel sichtbar. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über die Plastikmüllberge in unseren Meeren gesprochen oder berichtet wird. Und das auf internationaler Ebene. Für Sylt konnten wir mit dem BCU einen guten Anfang machen. Natürlich und glücklicherweise sind wir hierbei nicht die Einzigen. Sei es die
Naturschutzgemeinschaft e.V. oder die „Sylter PlastiK Crew“, es wird gemeinsam angepackt und aufmerksam gemacht. Darauf kommt es an.

 


Wie sind Ihre Erwartungen für den BCU 2019?

 

Wir erhoffen uns auch in diesem Jahr wieder zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer an den neun Standorten anzutreffen. Ob aus unseren eigenen Reihen, anderen Vereinen und Institutionen. Es wäre toll, wenn wir wieder ordentlich Müll wegschaffen könnten. Einerseits wäre es großartig mehr zu sammeln als im Vorjahr,
noch schöner wäre es allerdings, wenn man gar nichts mehr finden würde. Das ist allerdings vollkommen ausgeschlossen und da sind wir wieder beim Thema Mikroplastik.

 


Wie verläuft der BCU 2019?

 

Alle starten gemeinsam um 11 Uhr, gesammelt wird an den folgenden Stationen: List Weststrandhalle, List Klappholttal, Kampen Sturmhaube, Westerland Dikjen Deel, Rantum Campingplatz, Rantum Tadjem Deel, Rantum Sansibar Süd, Hörnum K4, Hörnum Restaurant Kap-Horn.
Um 15 Uhr treffen sich alle fleißigen Helfer in unserem Clubhaus auf einen Schnack und für ein Gruppenfoto. Götz Petersen von Söl Kitchen kocht uns eine Suppe mit Gemüse aus dem Erdbeerparadies, es gibt Kuchen und Baguettes von der Bäckerei Raffelhüschen, Kaffee aus der Kafferösterei in Rantum sowie Wasser und Sylter Brause von der Sylt Quelle. Angelo Schmitt alias „Shades of Trash“ wird zudem wieder Kunstwerke ausstellen. Wichtig ist, dass bitte alle ihr eigenes Besteck, eine Schüssel und eine Tasse mitbringen. Müllsäcke und
einige Handschuhe werden am jeweiligen Strandabschnitt verteilt.

 


Worauf können wir zukünftig vermehrt achten?

 

Grundsätzlich kann jeder für sich tagtäglich einen eigenen BCU machen und immer eine Handvoll Müll sammeln. Denn jedes Teil zählt. Es ist erschreckend wie viel Alltagsmüll und Einwegplastik wir immer wieder sammeln. Vieles davon, wie To go Becher oder Tüten, hatte eine Nutzungsdauer von weniger als einer halben Stunde, die Lebensdauer hingegen ist nahezu unendlich. Das wiederum zeigt uns, neben vielen weiteren, eine der Ursachen für unser großes Umweltproblem: Unsere mitunter unbewusste Müll-Routine im Alltag. Niemand ist perfekt und darum geht es auch gar nicht, doch wenn jeder bei sich startet und sein Verhalten überdenkt, kann
sich schon vieles ändern. Es ist wichtig einen Anfang zu machen, klein zu beginnen, sich gegenseitig zu inspirieren und zu unterstützen. Es gibt mittlerweile viele Alternativen. Sei es der Jutebeutel, die handgesiedete Stückseife aus der Sylter Seifenmanufaktur oder das unverpackte Obst vom Bauernhof. Man muss es nur wissen und eben wollen.