Meine Sylt-Geschichte beginnt im Jahr 1959.
Ich war als Berliner Ferienkind im Heim an der Düne in Hörnum. Zu dieser Zeit war Hörnum noch ein abseits gelegenes Dorf mit ein paar Fischern und einem Marinehafen, in dem mehrere Mienensuchboote der neuen Bundesmarine stationiert waren. Ausserdem fuhr zu dieser Zeit noch die Inselbahn mit einer per Hand betriebenen Drehscheibe, um die Bahn in die Rückfahr-Richtung zu bringen. Wir konnten noch unbestraft quer über die Dünen hinterm Heim zum Strand gehen und haben so unter fachlicher Leitung viel über die Flora und Fauna vor Ort gelernt, ohne etwas zu zerstören!
Bei Wanderungen in den Dünen und am Strand waren wir auch in dem vor 3 Jahren von der See zerstörten Flakbunker zwischen Hörnum und Rantum, der damals noch frei zugänglich war. Bei unseren Wanderungen am Strand haben wir natürlich auch Muscheln und Seesterne gesammelt, die zwar "leicht" rochen, aber das hat uns nicht gestört. Schwertmuscheln gab´s damals auch noch nicht. Aber die schwarzen Rocheneier mit den vier Spitzen wurden noch an der Westseite angespült. Sucht man heute vergeblich, leider. Besonderer Highlight war für uns Kinder die zweimalige Einladung auf die Mienensucher-Boote. Wir durften die Schiffe besichtigen und bekamen anschließend "echte Seemanskost". Natürlich auch Labskaus, den wir ja nicht kannten. Unsere Meinungen darüber gingen weit auseinander. Die einen sagten: Sieht aus wie schon mal gegessen; die anderen : Mmmhm!!
Wir waren im übrigen, glaube ich, die Erfinder der plattgewalzten Münzen als Andenken. Wir haben Dänische Kronen auf die Schienen der Inselbahn vor unserem Heim gelegt und darauf gewartet, das der alte Borgward, der den Zug zog, unsere Münzen plattwalzte. Es war sogar noch ganz leicht der Wert zu erkennen. Wenn wir zum Hafen gingen, kamen wir immer an einem Grundstück vorbei, auf dem eine Garage und ein dahinter stehendes Wohnhaus stand. Diese Garage war zu einem Kiosk umgebaut und es wurden alle "Köstlichkeiten" dieser Welt, natürlich auch Eis und Lakritze und so verkauft. Naja, viel Taschengeld hatten wir ja nicht, aber für ein Eis am Stiel reichte es immer noch.
Dieser Kioskbesitzer hatte eine Tochter, die, wenn wir Sie ansprachen, weglief, aber vorher "netterweise" uns entgegenschleuderte:"Berliner Ferienjungs sind doof!!" Nach weiteren 2 Aufenthalten auf Sylt war ich leider aus verschiedenen Gründen mehrere Jahrzehnte nicht mehr auf Sylt. Aber seit Pfingsten 2007 jedes Jahr 2-3 mal.
Natürlich führte mich und meine Frau es auch zu diesem "Garagenkiosk" in Hörnum. Welch ein Erstaunen, auf dem Grundstück befindet sich ein schönes Restaurant mit einem schönem altem, verrostetem Anker am Nebeneingang. Wir natürlich hinein und uns etwas zu trinken bestellt, Wir lernten das Wirts-Ehepaar kennen und meine Frage musste ja kommen: "Wissen Sie, wer dieses freche Mädchen von diesem netten Kioskbesitzer gewesen ist"?? Die Antwort riß mich fast vom Stuhl: "Dieses Mädchen von damals war ich"! Sagte die Wirtin. Es wurde ein sehr langer Abend und eine erneuerte Freundschaft, die bis heute bei unseren Besuchen auf Sylt fortbesteht.
In der Zwischenzeit haben wir einige neue, echte Freunde auf Sylt. Auch konnte ich meiner Frau Stellen auf Sylt zeigen, die heute kaum einer mehr kennt, da der Strom der Urlauber leider mehr einer Hammelherde gleicht, die von Süd nach Nord und zurück mit einem Stopp in der Mitte getrieben wird. Ich bin kein Öko-Freak, verbrauche auch Benzin,komme mit dem Auto nach Sylt, aber für mich ist Sylt die Odde, der Ellenbogen, die Braderupper Heide, das Wetter, die Sonne und das Meer!
Ach ja, und wegen des Hungers ab und zu Jünne und Herbert. Oder in´s Bunker-Cafe. Und natürlich auch zu anderen!
Sylt-Geschichte von Reiner Marschall
Wir haben Sie ja aufgerufen uns Ihre Sylt-Geschichte bis zum 16.Mai 2011 zu schicken und so an der Verlosung von 12 Sansibar Gutscheinen je 30,40 Euro teilzunehmen. Weitere Infos hier:http://www.sylt-tv.com/sylt-geschichte-sansibar-gutschein-65729.html
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